Moléson – Reise zur inneren Ruhe

„Der Moléson [mɔleˈzɔ̃] ist ein Berggipfel (2002 m ü.M.) in der Schweiz. Er liegt im Süden des Kantons Freiburg, in der Romandie, unmittelbar am nordwestlichen Rand der Alpen, 8 km südsüdwestlich von Bulle. Er bildet den nördlichsten Eckpunkt einer nahezu von Süden nach Norden gerichteten Bergkette der Freiburger Voralpen, die beim Col de Jaman beginnt und das Saanetal im Osten vom Tal der Veveyse im Westen trennt. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Bergname bereits um das Jahr 1000 als Moleisum.“ Quelle

Wie in den Jahren davor auch, habe ich mich an meinem Geburtstag dazu entschieden, den Tag nur mit mir zu verbringen.

  • sich treiben lassen
  • sich selbst erleben
  • sich selbst spüren

Als neue Erfahrung ging mein Ausflug kurz entschlossen in die Schweiz, genau genommen nach Gruyères. 2 Übernachtungen, 3 Tage Aufenthalt. Das einzige was ich im Vorfeld wusste: Giger-Museum.

Das war meine erste Reise alleine und ich habe viele tolle Erfahrungen gemacht und beeindruckende / nachhaltige Begegnungen gehabt.

Ich möchte über meinen Geburtstag reden, über den Ablauf und wie ich den Tag erlebt habe oder was der Tag mich gelehrt hat.

Am Morgen diesen Tages habe ich früh vor dem Hotel gestanden, meinen Atem fließen lassen und dabei zugesehen, wie das Licht sich langsam im Tal und auf den Berggipfeln ausbreitet. Nach meinem Frühstück wollte ich losziehen um auf den Moléson zu fahren. Bei der Talstation angekommen, teilte dieser wundervolle Mensch mir mit, dass es noch ca. eine halbe – dreiviertel Stunde dauern würde. Wir kamen ins Gespräch, haben uns kurz ausgetauscht. Dann habe ich ihn gefragt, ob ich mein Ticket schon kaufen kann. Von der Talstation mit dem Zug zur Mittelstation. Von der Mittelstation mit der Seilbahn zum Gipfel. Vom Gipfel mit der Seilbahn zurück zur Mittelstation und von dort zu Fuß zurück zur Talstation. Es lag noch Schnee aber war mit normalen Wanderschuhen zu bewältigen. Dieser tolle und wunderschöne Mensch hat dazu beigetragen, dass mein Tag besser wird, durch den Austausch und durch das Geschenk, dass er mir durch eine geschenkte Fahrt bereitet hat. Danke dafür! Er bedauerte mich, dass das Wetter nicht klarer ist und der Blick nicht schöner. Für mich spielte das keine Rolle, alles ist perfekt gewesen, wie es eben war – in all seiner vollkommenen Unvollkommenheit. Ungeplant, einfach passiert. Ich ging nochmals zum Auto, bis zur Abfahrt des Zuges.

Mit dem Zug ging es, wie bereits erwähnt, zur Mittelstation. Nach einiger Zeit haben wir die Wolkendecke hinter uns gelassen und die Sonne hat mich mit Ihren Strahlen verwöhnt. Der Herr an der Mittelstation konnte übrigens nur Französisch. Ich hab mich dort eine Weile aufgehalten, die Umgebung auf mich wirken lassen und geschaut, wo der Wanderweg nach unten anfängt. Kurze Zeit später bin ich mit der Seilbahn zum Gipfel gefahren. Unglaublich imposant. Atemberaubend. Die Höhe bereitete mir ein leicht mulmiges Gefühl, ich entschloss mich dazu es einfach mit all den anderen Eindrücken zu genießen.

Oben angekommen, das Restaurant war geöffnet, habe ich mir einen Cappuccino und Fellkissen geholt und draußen auf den Bänken die Sonne und den Blick genossen. Wie harmonisch sich die Wolkendecke in die Berggipfel eingefügt hat und in gedämpftes Sonnenlicht getaucht wurde. Wunderschön! Als ich wieder aufbrechen wollte, habe ich festgestellt, dass mein Autoschlüssel nicht mehr da ist. Für einen kurzen Moment wurde ich panisch und habe mir alles mögliche ausgemalt. Dann musste ich lachen und hab vor mich hingemurmelt: Du bist auf einem 2.002 m hohen Berg in der Schweiz, egal wie diese Situation ausgeht – Du kannst es jetzt nicht ändern und Du genießt die Fahrt nach unten und den Abstieg und dann siehst Du weiter. Nichtsdestotrotz bin ich die Stellen nochmals abgelaufen, bevor ich wieder zurück zur Mittelstation gefahren bin. Kein Schlüssel. Auf dem Weg nach unten machte sich die Gewissheit in mir breit, dass der Schlüssel nicht weg sein kann und ich ihn finden werde. Völlig stressfrei.

Auch an der Mittelstation bin ich nochmals alle Stellen abgelaufen. Kein Schlüssel. Dann hab ich mich an den Abstieg gemacht. Über schneebedeckte Wege, die in Sonnenlicht getaucht waren. Zwischendurch hab ich immer wieder angehalten, tief geatmet, die Natur wahrgenommen, aufgesaugt und ich habe es tatsächlich geschafft, nicht an den Autoschlüssel zu denken. Im Tal angekommen hatte ich noch eine nette Unterhaltung mit einer Urlauberin, bei der sich recht schnell herausgestellt hat, dass sie Deutsche ist. Dann ging ich direkt zu meinem Auto – die Tür ging direkt auf und der Schlüssel steckte tatsächlich im Zündschloss.

Alles in allem war das eine unglaublich intensive Erfahrung – die aufkeimende Panik oben auf dem Berg, das wahrnehmen was da gerade passiert und dann die Fähigkeit abzuschalten und zu vertrauen. Ich wusste einfach instinktiv, dass der Schlüssel nicht weg sein kann.

Im Nachgang hab ich verschiedenen Leuten von diesem Ereignis erzählt – für manche wäre der Tag nach der Feststellung auf dem Gipfel „Schlüssel weg“ gelaufen gewesen.

Die Frage ist nur – weswegen? Wir sammeln alle nur Erfahrungen, ob wir diese gut oder schlecht bewerten, liegt an uns. Die Kontrolle zu verlieren ist oftmals das Beste was einem passieren kann. Sich dem Fluss hingeben und zuversichtlich sein.

Danke für die Erfahrung.